Wann in einem Vorstellungsgespräch Lügen erlaubt ist – und wann nicht

Niemand möchte ernsthaft im Vorstellungsgespräch lügen – und kein Personaler, Rekruter oder Headhunter möchte einen Lügner einstellen oder vermitteln. Wann es aber angebracht wäre zu lügen und wann Sie immer die Wahrheit sagen sollten, erfahren Sie hier.


Lügen können manchmal ganz hilfreich sein.

Lügen geht gar nicht!

Um eines vorweg zu nehmen, ich bin kein Freund von Lügen. Sowas zerstört Vertrauen und Vertrauen ist im Job die Basis für gute Zusammenarbeit.

Allerdings kann die eine oder andere Lüge manchmal ganz hilfreich sein. Und es gibt Situationen, in der es für Sie keine andere Alternative gibt.

Wann Lügen unangebracht sind

Sie wollen einen langfristigen Job. Einen, bei dem Sie viele Jahre vertrauensvoll mit anderen zusammenarbeiten. Einen, bei dem das Thema stimmt, bei dem die Umgebung passt, wo Sie sich wohl fühlen?

Sagen Sie die Wahrheit im Bewerbungsgespräch

Und dann sitzen Sie im Vorstellungsgespräch und werden nach der einen oder anderen – vielleicht brenzligen Angelegenheit gefragt, die Ihnen früher passiert ist. Egal, was es ist, sagen Sie die Wahrheit – mit Ausnahmen…

Wahrheit mit Ausnahmen

Es gibt Themenbereiche, da sollten Sie aus meiner Erfahrung kein Wort darüber verlieren. Diese wären:

  • Dinge über Ihr Verhältnis zu früheren Chefs
  • Wieso Sie wechseln
  • Lücken im Lebenslauf (z.B. bei Arbeitslosigkeit)
  • Noten

Natürlich sind diese Fragen sehr interessant für einen künftigen Arbeitgeber (AG). Aber es gibt für einen ehrlichen AG viel wichtigere Dinge, als über frühere Chefs oder Lücken im Lebenslauf zu sprechen. Außerdem hat kein späterer Chef zu interessieren, dass Sie nicht mehr unter einem schlechten Chef arbeiten wollten und deshalb gekündigt hatten.

Für einige AGs sind Lücken sehr spannend, aber nach meiner persönlichen Erfahrung wünschen die allermeisten AGs Lebensläufe ohne Lücken. Es ist also egal, welche Argumente Sie aus dem Ärmel ziehen, wenn Sie begründen, wieso Sie die sechs Monate oder das Jahr gerade nicht im Lebenslauf mit einer praktischen Erfahrung gefüllt haben, sehr viele Personaler sehen Lücken im Lebenslauf als Schwäche. Und einzelne Personaler lassen Bewerber das im Gespräch auch mehr oder weniger spüren.

Das gilt auch für Noten. Es gibt noch sehr viele Personaler, die eine Persönlichkeit , Produktivität oder Kreativität eines Mitarbeiters anhand von Noten meinen beurteilen zu können. Allerdings habe ich noch nie einen Fall gesehen, der dies bestätigt hat.

Wenn Sie also langfristig eine Zusammenarbeit anstreben – seien Sie ehrlich und sprechen Sie mit Ihren künftigen Kollegen auf Augenhöhe. Verlässt die andere Gesprächsseite absichtlich diese Augenhöhe, sollten Sie das Gespräch abbrechen, die beste Lüge würde hier nichts bringen, da Sie keine Wertschätzung erhalten werden.

Wann Sie lieber lügen sollten

Ich habe früher auf einigen Vorstellungsgesprächen gelogen. Ich tat es, weil ich den einen oder anderen Job damals unbedingt haben wollte. Und ich wusste – wenn ich jetzt die Wahrheit sage, bekommt jemand anderes den Job. Das wollte ich nicht.

Ich kann mich an drei Bewerbungsgespräche erinnern, bei denen ich kurz vor Jobstart ein ganz schlechtes Gefühl hatte – schliesslich habe ich dem AG vorher das blaue vom Himmel erzählt. Aber, ich hatte mich schnell in die jeweiligen Themen eingelernt oder unterschätzt. Manche Dinge traute ich mir nicht zu, konnte es auch vorher nicht testen und musste somit lügen.

Lügen kann also dann eine Lösung sein:

  • wenn Sie den kurzfristigen Job unbedingt brauchen – und
  • wenn Sie glauben, dass Sie es trotzdem könnten und
  • wenn Sie sicher sind, dass Sie trotz Ihrer Mitbewerber der bessere sind

Bei langfristigen Jobangeboten sollten Sie immer ehrlich sein.


Nochmal – Lügen mag ich nicht, das zerstört Vertrauen. Meistens ist es aus meiner Erfahrung aber so, dass Personaler, Rekruter o.ä. dem Bewerber gewisse Dinge absprechen oder nicht zutrauen, die er aber vielleicht besser könnte als seine Mitbewerber.

In dem Fall sollten Sie sehr sehr genau ausloten, ob Sie lügen – es könnte eines Tages gegen Sie verwendet werden.

Wie ist Ihre Erfahrung mit Lügen im Vorstellungsgespräch?

Veröffentlicht von

Steffen

Hallo, ich bin Steffen Ostin, ich habe Kommunikationsdesign studiert und arbeite im Bereich Online, Marketing und Digitalisierung seit 2008.