Nach diesem Post erkennen Sie den Unterschied zwischen einem guten und schlechten Arbeitgeber.
Sie sehen eine Stellenausschreibung und denken sich: Ja, hier möchte ich gern arbeiten. Aber stimmt das, was in der Anzeige steht auch. Oder ist die Geschichte, wie man so manchmal sagt „zu schön, um wahr zu sein“
In diesem Beitrag gehe ich genauer darauf ein, wie man potentiell schlechte Arbeitgeber erkennt und sich damit viel Zeit und Mühe im Bewerbungsprozess erspart.
Was einen schlechten Arbeitgeber schlecht macht
Lassen Sie mich zuerst definieren, was ich unter einem schlechten Arbeitgeber verstehe.
Ein schlechter Arbeitgeber:
- hat kein Problem, Ihnen auch kurzfristig viel Arbeit überzuhelfen
- hat dafür aber ein Riesenproblem, wenn es um Leistungen oder Incentives dem Arbeitnehmer gegenüber geht
- kann nicht gut mit Geld haushalten – ob mit ungerechter Bezahlung der Angestellten, unverhältnismäßiger Auftragsvergabe mit teils übertriebener unter- oder überdurchschnittlicher Entlohnung, sowie einer unausgewogenen Verteilung des Geldes, indem z.B. spontan Abteilungen aufgrund mangelnder Umsätze oder zu hoher Kosten geschlossen werden
- übertreibt gern bei der Selbstdarstellung nach außen
- bekommt viel negative Kritik von (ex-)Angestellten
- versucht die negative Kritik, teils sehr übertrieben zu überdecken
- ist im allgemeinen Kritikresistent
- ist arrogant, wirkt auch gern arrogant – merkt es oft selbst nicht einmal
Zusammengefasst:
Ein schlechter Arbeitgeber sieht sich selbst gern im schönsten Licht, denkt, dass der Erfolg hauptsächlich ihm selbst zu verdanken ist und die meisten seiner Angestellten eigentlich gar nicht so viel mit dem eigenen Erfolg zu tun haben. Diese Einstellung lebt er dann im Alltag seinen Angestellten gegenüber aus.
Viele Arbeitgeber nutzen Bewertungsportale als Werbefläche, indem sie sich besser schummeln als sie sind.
Wie Sie die Spreu vom Weizen trennen
Tipp 1: Bewertungsportale
Hier würde ich zuerst recherchieren. Meistens reicht eine kurzer Blick, um einen klaren Eindruck über den Arbeitgeber zu erhalten. Diese Bewertungsportale heißen zum Beispiel:
Auf diese Bewertungen sollten Sie genau achten.
Es sollte sich inzwischen herumgesprochen haben, dass nicht jede Bewertung „echt“ ist. Auch viele Unternehmen haben diese Portale zwischenzeitlich als eigene Werbeplattform für sich entdeckt. Es gibt aber eine paar Hinweise, die Ihnen schnell klar machen, wann eine gute Beurteilung von der eigenen Firma kommt. Meine Kriterien für Fakebewertungen sind:
- Auf einige schlechte (1-3 Sterne Bewertungen) folgt eine 5-Sterne Bewertung, jedoch mit wenig, oder keiner Beschreibung
- Eine 5-Sterne Bewertung überschüttet den Arbeitgeber übertrieben mit Lob
- Teils sehr schlechte Standard-Antworten auf 1-3 Sterne Bewertungen
- Es werden nur 5-Sterne Bewertungen beantwortet
- Es werden hauptsächlich 5-Sterne-Bewertungen beantwortet, eine paar wenige schlechte mit Standardantworten belegt
- Es gibt fast ausschließlich 4-5 Sterne-Bewertungen
Wie ich auf die Kriterien gekommen bin
Wenn ein Angestellter den Job wechseln möchte, weil der Arbeitgeber so schlecht ist, möchte er in aller Regel seine Nachfolger (oder andere potentielle Interessenten )vor dem AG warnen. Das kann man zb. über Bewertungsportale tun. Oft passiert dann auch so eine Art Dominoeffekt, kündigt einer, folgen weitere. Und so füllt sich nach und nach das Firmenprofil mit schlechten Bewertungen.
Wichtig, niemand bewertet einen guten Arbeitgeber aus Spaß schlecht, nur weil er Langeweile hat.
Aber anstatt sich um die Ursache zu kümmern, beginnt der AG damit, seine Fassade neu anzustreichen. Bedeutet, dass er selbst oder Mitarbeiter damit beauftragt (mal gegen Geld, mal gegen Leistungen) die eine oder andere positive Bewertung ins Portal einzupflegen, damit die Bewertungen nicht allzu schlecht aussehen. Oder er lässt jemanden mit aalglatten Texten auf schlechte Bewertungen antworten, damit er selbst ruhiger schlafen kann, frei nach dem Motto: „ich habe dem Quälgeist doch geantwortet, was will er denn noch“…
Vielleicht ignoriert er die schlechten Bewertungen und beantwortet aus reiner Eitelkeit nur die 4-5 Sterne Bewertungen.
Ganz schlaue AG denken, sie kommen den anderen voraus indem sie selbst für die meisten Bewertungen verantwortlich sind. Aus meiner persönlichen Erfahrung sind 4,5-5-Sterne Unternehmen so selten wie Gold oder Diamanten an einem vollbesetzten Strand. Sollten Sie also auf solche Arbeitgeber treffen, seien Sie bitte doppelt so vorsichtig.
Schlechte Arbeitgeber werden nicht „schnell besser“
Sie glauben grundsätzlich an das Gute im Menschen? – ich auch. Es gab in der Vergangenheit immer wieder Situationen, in denen ich dachte, dass der anfangs schlechte Arbeitgeber sich gebessert hat. Wenig später zeigte er dann aber sein wahres Gesicht und verhielt sich den Angestellten gegenüber auch so.
Merke: Ein Arbeitgeber ist kein Kleinkind, welches man als Angestellter nach Belieben „erziehen“ kann. Der Arbeitgeber ist so, wie er ist: gut oder schlecht. Ist er gut, bleibt er es in der Regel auch. Ist er schlecht, wird er nicht gut. Schon gar nicht über Nacht.
Viele meiner ex-Kollegen (weibliche eingeschlossen) haben so gedacht – und sich sehr häufig darüber geärgert. Ist man an solch einem Punkt angekommen, hilft nur noch die Flucht aus dem Job.
Mit etwas Übung können Sie am Auftritt einen guten von einem schlechten Arbeitgeber unterscheiden.
Tipp zwei: Der Unternehmensauftritt
Zugegeben, hier wird es etwas schwerer, die Spreu vom Weizen zu trennen, aber nicht unmöglich. Aus eigener Marketingerfahrung habe ich hier folgende Punkte beschrieben, auf die Sie achten sollten:
- Wie ist Ihr erster Eindruck von der Webseite, vom Gesamtauftritt
- auf wen oder was legt der AG hier wert, auf sich selbst, auf seine Kundschaft, seine Mitarbeiter?
- wie setzt er sich selbst in Szene, zurückhaltend, normal oder übertrieben selbstlobend?
- haben Sie den Eindruck, der Arbeitgeber prahlt?
- Wie inszeniert er Erfolge?
- Wie inszeniert er Mitarbeiterfeste?
Webseite als Spiegel des eigenen Charakters
Aus meiner beruflichen Erfahrung weiß ich, dass ein Unternehmensauftritt sehr oft den eigenen Charakter widerspiegelt. Das spannende ist, dass sich auch viele schlechte Arbeitgeber zwischen den Zeilen verraten. Wie Sie da schlau die Spreu vom Weizen trennen, darüber gehe ich jetzt ins Detail.
Professionell aussehender Auftritt (online oder offline)
- Professionalität kann ein gutes Zeichen sein – muss es aber nicht
- unprofessionalität ist aber häufig eine klares Zeichen eines schlechten Arbeitgebers, denn:
Eine guter Arbeitgeber legt oft Wert auf einen professionellen Auftritt. - die verwendeten Bilder passen zur Kernaussagen, es werden eigene Mitarbeiter gut in Szene gesetzt, die Bilder wirken selten „gestellt“
- die Texte sind kurz und gut lesbar
- die angebotenen Leistungen stehen im Vordergrund und werden schlüssig erklärt
- die Webseite ist nicht aufdringlich
- es gibt einen kurzen und schnellen Weg zur Kontaktaufnahme
- der Arbeitgeber hat es nicht nötig zu prahlen
- Selbst wenn eine guter Arbeitgeber kein Feingefühl für Professionalität hat, sollte eine guter Arbeitgeber Profi genug sein, um sich externe oder interne Spezialisten zu beschaffen, die diesen Job können
- schlechte Arbeitgeber sparen oder investieren übertrieben in die eigene PR
- sparen schlechte Arbeitgeber an PR, merken Sie es oft an gewissen, nicht stimmigen Aussagen oder visuellen Brüchen. So setzen manche Arbeitgeber unterschiedliche Designs in Auftritten um, was ein Zeichen dafür sein kann, dass jede Abteilung ihr eigenes Sübchen kocht
- bei übertriebener PR, wird der Arbeitgeber als Heilsbringer inszeniert
Wer Floskeln nutzt, aber innovative Bewerbungen wünscht, ist ein schlechter Arbeitgeber.
Tipp drei: Wenn schlechte PR auf die Stellenausschreibung überschwappt
Sie kennen folgende Aussagen aus Stellenausschreibungen:
- …wir sind … junges und dynamisches Unternehmen…
- …wir sind … stark wachsend…
- … wir erwarten … hohes Engagement…
Wenn Sie nach Stellen suchen, werden Sie bestimmt über die eine oder andere Floskel gestolpert worden sein.
Lassen Sie mich Ihnen zunächst eines sagen, Floskeln zu verwenden finde ich persönlich nicht schlimm. Problematisch finde ich aber ab dem Moment, in denen der Arbeitgeber Ihnen eine 08/15 Ausschreibung vorlegt, von Ihnen aber große Bewerbungswunder erwartet. Da wird schnell die Meßlatte in extreme Höhen gelegt, die Bewerber sollen nichts kosten, möglichst jung, aber mit viel Berufserfahrung aufwarten, wie man so schön sagt. Ein guter Arbeitgeber tut das nicht, schlechte schon.
Das eigentliche Problem hier liegt in der Tatsache, dass häufig das Gleichgewicht nicht stimmt. Auf der einen Seite speist der Arbeitgeber seine Bewerber mit schlecht ausgedachten Sprüchen ab. Auf der anderen Seite erwartet derselbe Arbeitgeber hochwertige, innovativ geschriebene Bewerbungen mit außergewöhnlichen Anschreiben. Wer so eine Recruiting durchführt, wird im Job nicht unbedingt fairer agieren.
Deshalb sollten Sie bei Arbeitgebern, die so agieren eher meiden.
Sehen Sie sich diese Stellenausschreibungen sehr genau an. Wirkt sie zu sehr auf Hochglanz poliert – damit meine ich nicht professionelles Auftreten, sondern einen Perfektionismus, der ungesund ist. Ein Perfektionismus, der alles andere um sich herum besonders fehlerhaft erscheinen lässt. Oder das genaue Gegenteil.
Zum Beispiel Rechtschreibfehler. Sind Rechtschreib- oder Grammatikfehler in der Ausschreibung, ist das eine klares Zeichen davor, dass weder die Ausschreibung, noch die Stelle wirklich ernst genommen wird.
Es gibt ein paar Dinge im Marketing, die einfach perfekt sein sollten – was die Rechtschreibung und Grammatik betrifft. Man erwartet schließlich auch von Ihnen eine Top Bewerbung.
Schauen Sie auch auf das Teaserbild, also das Verkaufsbild auf der Stellenausschreibung. Sieht es zu gekünstelt aus – Finger weg von dem Arbeitgeber. Verstehen Sie mich nicht falsch, gekonnte und auch etwas verträumte Bilder sind super, aber hier erwartet man als Jobsuchender einen kleinen Einblick in das, was kommen könnte.
Ein guter Arbeitgeber ist mit allen Angestellten ehrlich, ein schlechter nicht.
Tipp vier: er sucht mich, er sucht mich nicht…
Als letzten Tipp folgender. Ein guter Arbeitgeber hat kein Bedürfnis, Fake-Ausschreibungen zu starten, ein schlechter ist darauf angewiesen.
Aber wie erkennen Sie Fake-Ausschreibungen? Das ist zugegeben nicht so einfach. Aber es gibt Hinweise, ich schreibe dazu noch einen anderen Post.
Hinweise könnten folgende sein:
- bei speziellen Jobs geht er sehr stark ins Detail
- er weicht manchmal vom klassischen Weg der Ausschreibung ab
- kurze Fristen
- die Ausschreibung erscheint in regelmäßigen Abständen
Wenn Sie solche oder ähnliche Zeichen sehen, lassen Sie eine Bewerbung lieber sein. Wenn schon mit anderen Bewerbern unhöflich umgegangen wird, wird sich der Arbeitgeber bei Ihnen nicht um 180 Grad drehen.
Ich hoffe, diese Tipps konnten Ihnen vielleicht etwas weiter helfen. Kennen Sie weitere Tipps, wie man schlechte von guten Arbeitgebern unterscheiden kann, dann schreiben Sie es gern in die Kommentare.