Sie sind gerade frisch auf der Suche nach einem neuen Job? Die letzte Suche ist schon viele Jahre her und Sie wissen nicht, wie Sie es richtig machen sollten? Dann habe ich hier ein paar wichtige Tipps für Sie.
Auch ich war mal plötzlich auf Jobsuche und dachte, ich sei ja gut qualifiziert, da finder sich sicher schnell was (haha, selten so gelacht, auch wenn es nicht witzig ist). Aber der Stellenmarkt hat mir relativ schnell klargemacht, dass er nach seinen eigenen (oft für alle Seiten nur schwer nachvollziehbaren) Regeln spielt.
In diesem Beitrag zeige ich Ihnen, welche Erfahrungen und Fehler ich mal gemacht habe – die Sie vermeiden sollten.
Sie sollten die “Spielregeln“ kennen
Auch wenn Sie hochqualifiziert sind, auch wenn Sie eine Top-Vita haben, wenn Sie nicht die Spielregeln des Marktes kennen (die mögen im übrigen die wenigsten) dann werden Sie extrem viel Glück brauchen, um einen neuen Job zu bekommen.
Spielregel Nummer Eins: Kontakte sind sehr oft relevanter als Qualifikation
Qualifikation ist Silber, Kontakte haben ist Gold (wenn nicht Platin). Egal, wie hochqualifiziert Sie sind, wenn jemand die besseren Kontakte hat, liegt er im Bewerberverfahren vor Ihnen.
Das macht oft wenig Sinn – ist aber so. Genau so funktioniert es in sehr vielen Fällen. Seien Sie also nicht enttäuscht, wenn Sie es trotz guter Qualifikation und dem besten Matching mit der Stellenausschreibung nicht geschafft haben, sondern jemand, der weniger qualifiziert ist als Sie.
Damit wir uns nicht falsch verstehen. In einigen Fällen ist das Rekruten nach Kontakten durchaus sinnvoll. Aber eben nicht immer. Denn manche Personalentscheidungen werden so fast blind getroffen, weil man der einen oder anderen Person es eben blind zutraut, was man bei einer anderen mit ähnlicher, oder besserer Vita nie tun würde.
Tipp: Besuchen Sie Jobmessen und versuchen Sie direkten Kontakt zu Personalentscheidern zu knüpfen. Hier gilt die Faustregel, dass ein Personaler lieber 100 Bewerbungen links liegen lässt, wenn er eine findet, deren Bewerber er mindestens einmal (in netter Atmosphäre) kennengelernt hat.
Das ist so und funktioniert in allen Branchen in den allermeisten Fällen genau so.
Spielregel Nummer zwei: Nicht jede Stellenausschreibung ist echt
Wenn Sie in die grossen Stellenwebseiten gehen, könnte man denken, dass es so viele Jobs gibt. Das ist leider nicht der Fall und hat oft folgende Gründe:
- der Arbeitgeber (AG) will nur angeben, sucht eigentlich niemanden
- der AG möchte seinen Marktwert testen
- der AG arbeitet schlampig (die Stelle ist schon überaltert)
- der AG findet niemanden (weil die Stelle schlechte Arbeitsbedingungen hat)
Seien Sie also sehr vorsichtig, wenn Sie die Stellenausschreibungen sehen. Und egal, wie positiv sich der AG beschreibt, bewahren Sie eine gesunde Grundskepsis.
Tipp: Versuchen Sie es auf persönlicher Ebene, sprich: Jobmessen besuchen, die Unternehmen fragen, ob (wenn nicht gerade) später gesucht werden wird.
Spielregel Nummer drei: Die perfekten Bewerbungsunterlagen
Zunächst sollten Sie die aktuellen Trends in Bezug auf Form und Aufmachung von Bewerbungsunterlagen kennen. Kein AG sieht sich gern unprofessionelle Bewerbungsunterlagen an, die nicht der Norm entsprechen.
Der wichtigste Punkt ist aber, dass es keine “perfekten“ Bewerbungsunterlagen gibt. Nicht selten habe ich Personaler erlebt, die teils komplett unterschiedliche Vorstellungen bei Anschreiben und der Interpretation von Lebensläufen hatten. So kann es vorkommen, dass Sie – obwohl Sie gute Unterlagen eingereicht haben, an einen Personaler geraten, dem Ihr Stil nicht gefällt und Sie deshalb ablehnt.
Dass das nichts mit der Arbeitsrealität zu tun hat, wissen wir, der Personaler glaubt es aber häufig doch. Diesen unglücklichen Umstand können Sie nicht ändern, sollten ihn aber trotzdem akzeptieren.
Spielregel Fünf: Subjektive Bewerberauswahl
Sie werden häufig Absagen erhalten, die Sie nicht nachvollziehen können. Der häufigste Grund – sehr subjektive Auswahlkriterien von Personalern.
Um das kurz klarzustellen, das hier ist kein Personalerbashing. Aus eigener Erfahrung weiss ich, dass Personaler selten genug Zeit und die Möglichkeiten bekommen, gutes Personal zu rekrutieren. Und wenn das (erwartete) Ergebnis so schlecht ausfällt, wie vorhergesagt, bekommen Personaler häufig als erster den Ärger ab.
Personaler setzen sich häufig eine Filterbrille (im übertragenen Sinne) auf, um im Sinne des AGs das richtige Personal zu finden. Das Problem liegt un der Interpretation der Fakten. Häufig werden „zu gute“ oder “zu schlechte“ Arbeitszeugnisse in Schubladen gesteckt.
Ich habe einige gute und andere nicht gute Arbeitszeugnisse. In Bewerbergesprächen wurde ich damit konfrontiert und merkte, dass es mir nicht möglich gemacht wurde, vernünftige, überzeugende Argumente dafür zu bringen. Der Grund – die eigenen Filter waren bereits aufgesetzt, sodass von aussen keinerlei Gegenargumente mehr gewirkt hätten.
Tenor: bei den guten Arbeitzeugnissen habe ich geschwindelt, die schlechten seien die eigentlich echten. Tipp: Bei solchen Personalern und AGs, lieber gleich das Bewerbergespräch höflich beenden. Sie gewinnen dort keinen Blumenstrauss, selbst ein Nobelpreis würde diese Leute nicht beeindrucken.
Spielregel sechs: Rechtzeitig den Stecker ziehen
Auch, wenn es schmerzt, aber oft ist es das Beste, wenn Sie die Bewerbung zurückziehen.
Der Markt ist voll mit Chefs, die Mitarbeiter ausbeuten und unehrlich sind. Es gibt viele Chefs, die ihre Präsenzen auf Bewertungsportalen künstlich schönen, schlechte Bewertungen “wegklagen“ und glauben, damit sei das Problem gelöst.
Und es gibt leider noch viel mehr Mitarbeiter, die glauben, beim Chef „die Welt retten“ zu müssen, in der Hoffnung, dass sich der Chef bessert. Für solche Fälle habe ich hier folgende Hinweise für Sie, wie Sie solche schlechten AGs erkennen können:
- das eigene Image ist zu schön um Wahr zu sein
- die Rückmeldung auf Ihre Bewerbung dauert länger als ein paar Tage
- wenn Sie mehrere Fragen auf eine Ausschreibung haben, vermittelt man Ihnen den Eindruck, dass Sie nerven
- dieselbe Ausschreibung wird immer und immer wieder gepostet
- der AG vermittelt einen leicht bis starken chaotischen Eindruck
- in Bewerbergesprächen stellt man Ihnen unsinnige Fragen, die sich nicht auf Ihr Einsatzgebiet beziehen
Spielregel 7: Bei Zeitdruck entscheidet oft das Naheliegende
Die Wahrheit ist leider die, dass die allerwenigsten AGs sich Zeit für eine Bewerbung nehmen. Denn leider steht er sehr oft unter extremen Zeitdruck.
Vielleicht hat ein guter Mitarbeiter plötzlich gekündigt oder ist überraschend gekündigt worden. Und nun gibt es ein riesen Problem, weil dieser Mitarbeiter (weibliche eingeschlossen) für den AG besonders wichtig war.
Also herrscht in der Firma Zeitdruck. Jeder Tag, jede Woche ohne ihn bedeuten Verluste. In diesem Moment will und darf die Personalabteilung einfach kein Risiko eingehen, sondern muss sich für das sehr naheliegende, einfach zu erklärende und am wenigsten problematische Blatt entscheiden.
Quereinsteiger – nein danke
Sie wären besser gewesen, als andere Kandidaten? Möglich. Auch mit weniger Qualifikation hätten Sie diese durch Ihre Talente in den Schatten gestellt? Sehr wahrscheinlich. Nur weiss das der AG nicht und wird es auch nie herausfinden, weil er sich mit seiner Art der Personalfindung einmal mehr selbst im Weg stand.
Und mit dieser Personalpolitik ist er leider nicht allein. Ich erinnere mich an zahlreiche Gespräche mit AGs auf Jobmessen, bei denen ich höflich nachfragte, wieso ich diese oder jene Absage bekam. Die meisten wollten dann meine Bewerbungsunterlagen sehen, die ich immer in digitaler Form dabei hatte. Die Reaktion war fast immer die gleiche – ein Personaler, der mir erklären musste, dass er sich für das naheliegende oder einen Kontakt entscheiden sollte.
Sollten Sie also in solchen Situationen einmal Absagen erhalten, die Sie unter keinen Umständen auch nur irgendwie nachvollziehen können, kann es gut an dem von mir eben beschriebenen liegen.