Haben Sie gerade auf eine Bewerbung eine Absage erhalten und sind darüber sehr verärgert? Und sind Sie ratlos, weil Sie vom Gegenteil ausgegangen sind. Dann verrate ich Ihnen hier, woran das wahrscheinlich liegt und wie Sie damit gut umgehen können.
Absagen sind für beide Seiten ärgerlich.
Zunächst – Absagen sind für beide Seiten ärgerlich – meistens jedenfalls. Für den Arbeitgeber (AG), weil er Sie entweder gern eingestellt hätte und das Geld einfach nicht reicht, oder weil die Zeit vergeudet ist, da die Stelle weder fair, noch transparent vergeben wurde.
Gründe für Absagen erkläre ich übrigens hier.
So gehen Sie konstruktiv mit Absagen um.
In einer Zeit, in der ich mich sehr viel beworben und viele Absagen erhalten habe, konnte ich dann immer dann besonders gut damit umgehen, wenn ich die Absage gut einordnen konnte – sprich, den Kontext der Absage halbwegs verstanden hatte.
Deshalb habe ich Ihnen hier einige Checklisten erstellt, die Ihnen vielleicht darin helfen, Absagen besser für Sie selbst zu verstehen.
Form der Absage
- Absage per Telefon, Brief oder E-Mail
- Absage per Mail zu welcher Tageszeit
- Absage per Mail als Anhang oder als Inhalt
Inhalt der Absage
- Kurzer Dreizeiler oder ausführlicherer Text
- Werden Sie mit Namen angeschrieben
- Stimmt der Absender, also steht da die Abteilung XY, bei der Sie sich beworben haben, oder steht da “Team X“
- Enthält die Mail Rechtschreib- oder Grammatikfehler
- Ist der Inhalt via Google & Co auch auf anderen Webseiten zu finden (Copy&Paste-Absage)
- Legt man Ihnen ans Herz, sich nochmals zu bewerben
Höfliche vs. unhöfliche Absagen
Ich hoffe, Sie können anhand meiner Stichpunkte bereits gut einschätzen, in welche Richtung das geht. Im groben teile ich Absagen in höfliche und unhöfliche Absagen ein.
Bei höflichen habe ich noch das Gefühl, in Form und Inhalt, dass es vom AG ein wirkliches Interesse an mir gab. Bei unhöflichen Absagen ist es dem AG komplett egal.
Sollte Ihre Statistik deutlich mehr unhöfliche Absagen enthalten, kann ich Sie vielleicht beruhigen, das geht den allermeisten Bewerbern so. Sehr viele erhalten bereits nach einer eingesandten Bewerbung noch nicht einmal eine Rückmeldung. Dass das sehr unprofessionell seitens des AGs ist, brauche ich hier nicht zu erwähnen. Doch zurück zur Absage.
Bekommen Sie eine Absage früh morgens oder spät abends, können Sie davon ausgehen, dass es sich um ein chaotisches Unternehmen handelt.
Früh morgens deshalb, weil eine vernünftige Absage erstmal formuliert werden muss. Das dauert seine Zeit, es sei denn, man hat bereits belanglose 08/15 Textblöcke zusammenkopiert – was gegen den AG spricht.
Genauso spät Abends, was zeigt (ach ja, dem oder der müssen wir ja auch noch absagen), dass der AG eher von Chaos und wenig Wertschätzung geprägt ist.
Bei Absagen via PDF in einer Mail wurde meistens ein CRM verwendet, was es nicht unbedingt besser macht, Ihnen aber darüber Auskunft geben kann, dass der AG sich hier meist zu stark auf externe Algorythmen verlassen hat, die ihm hierbei helfen sollten.
Bei Absagen via Telefon scheinen Sie dem AG doch am meisten zu bedeuten. Absagen per Telefon erlauben nämlich eines – Dialog. Hier können Sie Fragen stellen, auf die Sie sofort eine Antwort bekommen.
Bei Absagen mit Rechtschreib- und Grammatikfehlern empfehle ich Ihnen sich das gut zu merken, hier waren Sie offenbar überqualifiziert. Wenn der AG von Ihnen Top-Bewerbungsunterlagen erwartet, Ihnen gegenüber aber keine geraden Sätze auf die Reihe bringt, dann spricht das aus meiner Sicht nicht für den AG.
Timing der Absage
Ganz wichtig ist noch, in welchem Zeitabstand Sie die Absage zum letzten AG- Kontakt Sie diese erhalten haben. Hier würde ich im Vorstellungsgespräch genau nachfragen und diese Zeitangabe dann auch wörtlich nehmen. Meistens beträgt diese ca 2-4 Wochen.
Rückmeldungen im öffentlichen Dienst können auch mal länger benötigen, da hier die Beschäftigtenvertretungen mit eingebunden werden müssen. Aber auch hier haben Sie ein Recht auf Information nach spätestens 6 Wochen. Sollten Sie da noch keine Rückmeldung erhalten haben, fragen Sie gern nochmal nach.
Der Emotionale Part
Falls Ihnen all diese Punkte nicht weiter geholfen haben, die letzten Meter in der Bewerberauswahl sind für den AG die allerschwersten (bei fairen AGs). Meistens. Die Qualifikationsfrage ist ausreichend geklärt. Nun kommt es auf die Abwägungen der Mitarbeiter an. Die sind in aller Regel Emotionsgetrieben. Bedeutet, es entscheiden hier sehr oft kleinste Befindlichkeiten, die sowohl Sie als Bewerber, als auch die Mitarbeiter des AGs nicht unbedingt nachvollziehen können. Das entspricht dann meistens auch nicht der Realität, ist aber leider dort ein gewichtiger Part in der Personalauslese.
Zum Beispiel wenn Sie viel gelacht oder zu wenig gelacht haben, wenn Sie ein blaues, rotes oder weisses Hemd getragen haben, wenn Sie viel Wasser getrunken haben oder bei einem Witz eines Mitarbeiters nicht sofort eingestiegen sind. Wenn für Sie der Abenddrink mit Mitarbeitern nicht, oder besonders wichtig ist. All diese Dinge, die überhaupt keinen Einfluss auf Ihre Fähigkeiten und Produktivität haben, werden jetzt in die Wagschale geworfen und entscheiden dann oft über eine Zu- oder Absage.
Fragen Sie nach, woran es lag
Druckst Sie die Absage so sehr und möchten gern wissen, woran es lag, nehmen Sie gern den Telefonhörer in die Hand und fragen höflich nach, woran es lag.
Machen Sie es bitte nicht sofort, sondern lassen Sie die Absage erstmal sacken, andernfalls könnte es sein, dass der AG Sie für einen anderen – spannenderen Posten vorgesehen hat (was eher selten vorkommt) und Sie sich damit die Chance verbauen.
Meistens erfahren Sie hier nicht viel. Keiner, der AGs wollten mir keine weiteren Kommentare abgeben. Auch bei der Frage, dass ich gern diese Dinge für künftige Bewerbungen berücksichtigen würde, brachte keine neuen Erkenntnisse. Der Grund liegt oft in den emotional getroffenen Entscheidungen (siehe weiter oben).
Zusammengefasst
Eine Absage ist immer schlimm, die Gründe dafür sind meistens recht vielfältig, sehr oft emotionsgetrieben und haben mit der Realität oft nichts zu tun. In sehr viele Fällen hat eine Absage auch mit unfairen Bewerbungsprozessen zu tun, für die Sie nichts können.
Egal, woran es lag, merken Sie sich die Art und Form der Kommunikation, manchmal kann es in einem späteren Job ganz nützlich sein, wenn man sich an die eine oder andere Firma und deren Abläufe erinnert, besonders dann, wenn es um Partnerschaften oder Kooperationen geht.
Tipp:
Recherchieren Sie danach, wer es geworden ist. Nicht selten wird dieselbe Stelle auch mehrfach ausgeschrieben, was auf ein Fake-Angebot oder einen sehr chaotischen AG hinweist.