Meine Bewerbungserfahrungen – neuer Themenblock

Sie sind gerade im Bewerbungsmodus, aber irgendwie läuft es nicht so wie Sie wollen? Sie bekommen ständig Absagen, obwohl Sie sicher sind, dass Sie der geeignete Kandidat für den Posten gewesen wären?

Willkommen in meiner Welt, wie ich sie vor einiger Zeit erleben durfte. Lassen Sie mich Ihnen zu Beginn aber eines sagen:

Es liegt meistens nicht an Ihnen.

Warum ich mich beworben habe, erfahren Sie hier.

Die zwei Wahrheiten über das Recruiting lauten:

  • Rekruting ist nicht fair
  • und Rekruting ist nicht gerecht

Warum Bewerbungsprozesse selten fair sind

Wer sich auf einen Job beworben hat, kennt das sicher. Man recherchiert, schreibt seine Bewerbung, schickt diese ab, bekommt vielleicht eine Rückmeldung, vielleicht sogar ein Vorstellungsgespräch – und schließlich eine Absage.
So läuft es in fast allen Fällen, für die meisten Bewerber.

Und irgendwann recherchieren Sie, wer denn die/der Glückliche war, für den sich die/der künftige AG entschieden hat. Und stellen folgendes fest.

Der Gewinner:

  • war bereits mit dem AG bekannt
  • hat bereits vorher für den AG gearbeitet
  • hat es trotz geringerer Berufserfahrung als Sie geschafft

Aber warum hat der andere Bewerber gewonnen – und nicht Sie?

Fairness im Bewerbungsprozess ist anstrengend und kostet Kraft.

Fairness kostet Zeit und Kraft

Zunächst: die meisten Arbeitgeber (AG) wollen fair sein. Klar, je fairer, desto höher die Wahrscheinlichkeit, den richtigen Kandidaten zu erwischen. Viele AGs wissen, die falsche Personalentscheidung kostet im bestem Falle Kraft und Zeit, im schlechtesten den Ruf der Firma, das kann bis zur Insolvenz gehen. Aber fair sein ist oft sehr anstrengend und kostet Zeit. Deshalb wird (aus meiner beruflichen Erfahrung) sehr oft ab einem gewissen Punkt einfach eine Entscheidung getroffen. Gerade wenn die Zeit auf der Zielgeraden knapp wird, passiert das häufig. Und oft nach folgenden Maßstäben.

  • Man entscheidet sich für eine Empfehlung (In Unternehmen sehr häufig anzutreffen)
  • Man nimmt jemanden, den man kennt (zweithäufigster Grund)
  • Beförderung (im öffentlichen Dienst nicht selten anzutreffen)
  • Man nimmt jemand, der „sympathisch“ wirkt – subjektive Entscheidung
  • Man entscheidet sich für irgendjemanden, damit die blöde Sucherei endlich vorbei ist

In den meisten Fällen wird genau so entschieden. Damit möchte ich übrigens keinem Unternehmen böse Absichten unterstellen. Nur leider ist dieser „einfache“ Weg – oft der riskanteste, der, wie oben beschrieben einer Firma stark schaden kann.

Das interessante – wenn genau diese Entscheider ihre Personalentscheidung nur ein paar Tage später treffen müssten, würde die Entscheidung wahrscheinlich wieder anders ausfallen. Und die Entscheider würden ihre neue Entscheidung sicher genauso gut begründen, wie die erste Entscheidung.

Sie sehen als Aussenstehender, das Thema ist nicht nur für Sie schwer, sondern auch für diejenigen, die eine Entscheidung treffen müssen.

Wenn die Personalentscheidung bereits vor dem Stellenbesetzungsverfahren gefallen ist, ist Recruiting ungerecht.

Wann Recruting ungerecht ist

Ungerecht wird Recruting dann, wenn die Karten von Anfang an ungleich verteilt waren. Das geschieht dann, wenn Kandidaten dabei sind, die objektiv gesehen, keine – oder geringere Chancen hätten, aber den Job bekommen.

Zum Beispiel, wenn eine Firma einen Mitarbeiter auf eine neu geschaffene, oder frisch frei gewordene Stelle befördern möchte. Weil viele Firmen aber glauben, jede Stelle öffentlich ausschreiben zu müssen (an anderer Stelle mehr zu diesem Missverständnis), fühlen sich auch andere potentielle Mitarbeiter angesprochen.

Aussenstehende wissen aber nicht, dass die Stellenausschreibung in Wirklichkeit nur Fake ist und glauben, eine reelle, vielleicht auch gute Chance auf den Job zu haben. Somit wird Zeit und Energie in eine Bewerbung gesteckt, die für beide Seiten nur anstrengend und vergeudet ist.

Nach einer Absage werden Sie vielleicht recherchieren und feststellen, dass der genommene Kandidat fast zu perfekt auf die Stelle passt.

Gerade im öffentlichen Dienst wird sehr häufig nach diesem Prinzip gearbeitet, weshalb Sie jede – für Sie interessante – Stellenausschreibung aus diesem Bereich besonders gut studieren sollten. Es gibt hier ein paar Hinweise, auf die ich an anderer Stelle zu sprechen komme. Abgesehen davon muss sich hier jeder Personaler die Frage stellen, ob dieses Verhalten am Ende nicht dem eigenen Image schadet. Das interessante ist, dass ich manchmal Personaler bei Bewerbungsgesprächen erlebt habe, die sich dieser Situation sehrwohl bewusst waren und denen es teilweise eine Freude war, den Bewerber vorzuführen.

Meine Empfehlung für Firmen

  • Schreiben Sie in die Stellenausschreibung, das sich bereits ein geeigneter Kandidat für die Stelle bewirbt, somit schaffen Sie Transparenz.

Meine Empfehlung für Bewerber

  • Lesen Sie sich die Ausschreibung genau – wirklich sehr genau durch
  • Kommt Ihnen etwas komisch/oder seltsam vor?
  • Geht der Arbeitgeber bei einigen Dingen ins Detail (wünschenswert wären…), wäre das ein wichtiger Hinweis für eine unfaire Ausschreibung
  • Auch Rechtschreibfehler könnten ein Hinweis darauf sein, dass der Arbeitgeber bei dieser Ausschreibung nicht so auf Korrektheit achtet

In einem anderen Artikel habe ich wichtige Tipps für das richtige Deuten von Stellenausschreibungen aufgezählt.

Zusammengefasst:
Es gibt Stellen, die ausgeschrieben sind, im Bewerbungsprozess passiert aber etwas, was Sie – trotz passendem Profil leider nicht berücksichtig.
Und es gibt Arbeitgeber, die nie gesucht haben, sondern glauben, jede Stelle müsse ausgeschrieben werden, oder schlimmer – sich über Bewerber lustig machen wollen.

Veröffentlicht von

Steffen

Hallo, ich bin Steffen Ostin, ich habe Kommunikationsdesign studiert und arbeite im Bereich Online, Marketing und Digitalisierung seit 2008.